Vermisst

Julia Leischik unterstützt die 24-jährige Martina bei der Suche nach ihrem Vater Martin und hilft der 66-jährigen Ulla Lebensspuren ihrer verschwundenen Mutter: Martina war sechs Monate alt, als ihre Eltern Gunda und Martin sich scheiden ließen. Gunda heiratete kurz nach der Trennung einen andern Mann und ließ ihre Tochter Martina in dem Glauben, dass dieser ihr Vater ist. Erst 12 Jahre später, in einem Streit, kam die Wahrheit heraus. Martina erfuhr, dass ihr leiblicher Vater ein Franzose ist, der nach der Trennung von seiner Mutter vermutlich zurück in seine Heimat gegangen ist. Für die Zwölfjährige brach eine Welt zusammen. Martinas Kindheit und Jugend war schwer. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war immer schlecht. Sie wurde behandelt wie ein Stiefkind, das sich um den Haushalt und die drei Halbgeschwister kümmern musste. Martina erfuhr von ihrer Mutter kaum Zuneigung. Alles, was Martina von ihrem Vater besitzt, ist ein altes Foto. Die Suche nach ihm ist für Martina auch eine Suche nach Geborgenheit und Liebe. Ullas Mutter Helene verließ die Familie, als Ulla gerade drei Jahre alt war. Sie ging vermutlich mit ihrem neuen Mann nach Kanada. Einige Zeit gab es noch Kontakt. Ulla erinnert sich, wie sie als kleines Kind ihrer Mutter geschrieben hat. Sie bekam auch Briefe zurück - übersäht mit Tränen. Auch ihre Mutter schien unter der Trennung zu leiden. Plötzlich brach der Kontakt jedoch ab. Ulla hörte nie wieder etwas von ihr. Heute wäre Helene über 90 Jahre alt und Ulla glaubt nicht daran, dass sie noch lebt. Warum sich ihre Mutter nie wieder bei ihrer gemeldet hat, diese Frage beschäftigt Ulla ihr ganzes Leben. Alles, was sie über sie weiß ist, dass sie zwei weitere Kinder bekommen hat. Es ist Ullas sehnlichster Wunsch, diese kennen zu lernen und endlich Antworten zu bekommen. Sie will erfahren, was ihre Mutter Helene für ein Mensch war und ob sie noch an ihre Tochter in Deutschland gedacht und von ihr gesprochen hat. Das alleine würde sie glücklich machen.

Deutschland, 2008